Der Berg der Kreuze in Litauen und Grenzen nach Russland

Letzte Aktualisierung: 15. Oktober 2021

Es herrscht eine merkwürdige Stimmung am Berg der Kreuze in Šiauliai in Litauen. Wir haben uns das erst mal alles angesehen, selbst auch zwei Kreuze aufgehängt und uns dann von Dannen gemacht. Mein Eindruck: das hier ist ein Schrottplatz für Kreuze.

Berg der Kreuze weithin sichtbar

Man findet den Berg der Kreuze ganz leicht, etwa 10 km nördlich von Šiauliai nahe der Straße Richtung Riga noch vor der Ortschaft Meškuičiai. Laut Reiseführer (Reise Know How) handelt es sich hier um eine der Sehenswürdigkeiten, die den litauischen Geist widerspiegeln soll und die jeder Litauer als erstes nennen wird. Sie hinterlässt einen tiefen Eindruck bei uns.

Der Berg der Kreuze ist ein katholisch und touristisch geprägter Wallfahrtsort in Litauen

Der Berg ist nur 9 Meter hoch aber schon recht weit sichtbar, da er auf einer Ebene steht und die Silhouetten der meterhohen Kreuze skurrill in den Himmel ragen.

Geschichtlicher Hintergrund des Berges der Kreuze

Die ersten Kreuze wurden bereits im Jahre 1863 aufgestellt, nachdem ein Aufstand gegen das zaristische Regime blutig niedergeschlagen wurde. Die Bewohner der Umgebung von Siauliai erstellten auf dem Hügel Kreuze für ihre bei den Aufständen getöteten Angehörigen, von denen sie nicht wussten, wo sie begraben sind. Um 1900 herum sollen es bereits 400 Kreuze gewesen sein. Der Brauch setzte sich fort und so wuchs der Berg der Kreuze immer weiter an. Auch die Überlebenden unter den von Stalin nach Sibirien Deportierten, stellten bei ihrer Rückkehr Kreuze zur Erinnerung an die im Gulag Verstorbenen auf. Der Hügel wurde zunehmend zum litauischen Wallfahrtsort und zu einem politischen Symbol gegen die kommunistische Herrschaft der Sowjets in Litauen. Damit wurde der Berg der Kreuze auch ein Ärgernis für das kommunistische Regime, welche beschloss, den angeblich heiligen Ort zu zerstören. Eine erste Vernichtungsaktion im Jahre 1961  walzte die Kreuze mit Bulldozern nieder. Doch bereits in der nächsten Nacht wurden neue Kreuze errichtet. Weitere Zerstörungskationen folgten, aber der Berg der Kreuze wurde immer größer, wie man heute sieht.

Eine Polizeikontolle jagt die andere in Litauen

Auf der Weiterfahrt kommen wir in eine Polizeikontrolle, anscheinend ziehen sie alle Lieferwagen raus. War o. k., wir haben ja außer vielleicht Unordnung nichts zu verbergen.

Wir fahren noch einmal zu einem Grenzübergang nach Russland nämlich bei Kudirkos Naumistis und Kurven dann entlang der Grenzlinie Richtung Polen. Unterwegs genießen wir wieder das schöne Abendlicht und machen kurze Pause auf einem Acker.

Sonnenuntergan auf einem Feld in der Nähe der Berges der Kreuze in Litauen

Wenn das nicht ein herrlicher Platz für die Abendmahlzeit ist.

In Lettland beim Abendessen vor dem Wohnmobil in der Nähe der russischen Grenze

Der Grenzübergang ist unspektakulär, fast wie eine grüne Grenze, aber wir lernen die interessante Geschichte des Ortes Schirwindt kennen.

Noch ein kleiner romantischer Stadtspaziergang und dann weiter nach Kibartai wo der nächste Berührungspunkt mit der russischen Grenze ist.

Sovjetische Plattenbauten im litauischen Ort Schirwindt an der russischen Grenze

Auf der Weiterfahrt kommen wir in die zweite Polizeikontrolle. Langsam nervt das. Als wir dann in eine dritte Kontrolle kommen entfährt es mir: „Das ist nun schon die dritte Kontrolle…!“ Und tatsächlich winkt uns der Polizist einfach lachend weiter. Es ist noch eine lange Fahrt über eine ganz schmale Straße, die geflickt ist wie hinter Pfui Teufel im Allgäu vor 50 Jahren und niedrige Baumalleen führt.

Hin und wieder regnet es und dann ist die ganze Straße voller Frösche denen wir mehr schlecht als recht versuchen auszuweichen. Das fühlt sich schon an wie eine Schmugglerstraße und wir wundern uns nicht mehr über die vielen Polizeikontrollen.

Irgendwann angekommen krabbelt es wieder: Seit dem Spinnenwald Abenteuer müssen wir ständig Kreuzspinnen aus dem Bus fegen.