Kitesurfen in Pāvilosta, Liepāja und noch ein Spot

Ergänzt am: 15. Oktober 2021

So schön es in Kuldīga war, es zieht uns nach dem Bad im Wasserfall wieder ans Meer. Wir suchen den den nächsten Platz mit Strand und günstiger Windrichtung und finden Pāvilosta. Hier gibt es noch ungeteerte Straßen im Dorf, aber das Internet ist immer noch hervorragend.

Und was sagt der Wind: komm i heut net komm i morgen….

Es reicht dann doch noch für eine schöne Session am gut geigneten Strand, harmlose Brandung, harmlose Welle, ein paar andere Locals, die Kiten und uns noch Liepāja empfehlen.

Einer der besten Wohnmobil-Stellplätze in Lettland

Der Stellplatz hinter einer kleinen Stranddüne ist sehr nett und hier steht das liebenswürdigste Plumpsklo, was ich je gesehen habe. Es ist mit duftenden Lavendelbüschel ausgestattet, einem großen Spiegel und kleinen Dekofiguren. Überhaupt sind die hölzernen Plumpsklos viel angenehmer als die widerlichen Dixis hierzulande.
Falls ihr also mal vorbeikommen wollt, der Platz heißt wonderlandLV und hat eine facebook Seite. Der Betreiber würde auch ein Cafe betreiben, wenn nicht schon Nachsaison wäre. Ich frage mich wieder, wie man hier mit zweieinhalb Monaten Saison und einem halben Jahr Dunkelheit klarkommen kann.
Am Abend freuen wir uns auf den Kaviar, der ja soooo günstig war. Kein Wunder, denn es handelt sich nur um gefärbte Gelatine Kugeln, auf dem Etikett steht winzig klein: Sandwich Kaviar replacement…

Erdhügel als Kartoffel Lager? Es ist ein Erdkeller.

Ganz schlau wurde ich nicht aus diesen Erdhügeln mit Schornstein und kleiner Eingangstür.

In ganz Estland und nun auch Lettland fand ich diese Hobbit-Höhlen in den Gärten von Häusern oder an Tankstellen oder sogar einfach so in der Landschaft. Meist sah ich sie im Vorbeifahren und hatte die Kamera nicht gezückt. Zuerst dachten wir, es handelt sich um alte Bunker, einmal jedoch landeten wir in einer Sackgasse bei einer Schule und da öffnete ich heimlich die Türe und lugte hinein: es war ein Kartoffellager. Hmmmm, ist es das wirklich?

Ich habe mich dann bei Visit-Estonia auf facebook erkundigt (eine sehr nette Seite, von sehr netten Leuten betrieben) und siehe da: es handelt sich um Erdkeller. In der Regel (Privatgrundstücke) sind das also Kartoffel- bzw. Vorratskeller. Laut Visit-Estonia findet man in  Haapsalu auf dem Burggelände einen Erdkeller, dessen Eingänge unterirdischen Gängen ähneln. Romantisch. Zum Thema Erdkeller kann man auch spannendes lesen. Je nachdem, welche Vorräte man lagern möchte, gibt es ganz unterschiedliche Varianten von Erdkellern.

Mach es wie in Lettland, bau dir deinen Erdkeller

Der hat nämlich klare Vorteile

  • Gut für die Spardose: Wenn Sie eine eigene Ernte lagern können, sparen Sie mit dem eigenen Erdkeller Geld. Wenn Sie lokale Produkte kaufen, können Sie saisonale Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Wurzelgemüse oder Früchte jederzeit essen
  • Gut fürs Klima: Heutzutage darf in keinem Artikel der Hinweis auf den Klimaschutz fehlen. Also: Mit einem Erdkeller schaffen Sie sich eine umweltfreundliche Lager-Option ohne zusätzlichen Energieverbrauch.
  • Was für’s Auge: So ein Erdkeller kann richtig cool aussehen. Durch einen aufgeschütteten Hügel mit kleiner Tür wird neben der Lagerungsmöglichkeit zusätzliche Anbaufläche für Blumen und Kräuter geschaffen, die sich auch wunderbar zum Spielen eignet.

Wer sich da mehr einlesen möchte, dem empfehle ich den Artikel: Vorräte lagern: Welcher Erdkeller darf’s denn sein?

Bleiben oder nicht? Liepāja

Gleich mein Eindruck vorneweg: Der Stellplatz am Hafen von Liepāja ist ein ziemlich gruseliger Platz. Der Surfspot im russischen Teil Karosta ist schmuddlig und heruntergekommen. Die Fahrt dahin führt über löchrige Straßen, vorbei an verrottenden Plattenbauten, von denen doch die meisten bewohnt sind, was man an der aufgehängten Wäsche auf den kleinen brüchigen Balkonen erkennen kann. Statt moderner Supermärkte dominieren kleine verlassen wirkende Läden das Bild. Genau so könnte es hier auch zu Sowjetzeiten ausgesehen haben.
Und doch…, und doch…., ja, ein Besuch in Liepāja  hat einen ganz besonderen Reiz, seht selbst.

Verarmte Sozialbauten in Liepāja im Stadtteil Karosta

Die goldene orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale im Stadtteil Karosta lugt hinter Plattenbauten hervor

Auf dem Foto muss man genau hinsehen. Auf der Fahrt dahin wurden wir geblendet. Plötzlich erstrahlt ein kleines goldenes Dach hinter den hässlichen Sovjet Plattenbauten gen Himmel. Was soll das denn sein?

Die Nikolaus-Kathedrale in der lettischen Stadt Liepāja blitzt hinter den hässlichen Sovjet Plattenbauten hervor

Aaaah, das ist die prächtige Dreifaltigkeits-Kathedrale, die am Ende einer breiten Straße unmittelbar und erhaben aufragt. Das würde man nicht im Stadtteil Karosta erwarten. Bestimmt einen halben Kilometer weit sieht man schon die Spitzen der goldenen Zwiebeltürme aus allen Himmelsrichtungen die alten sowjetischen Plattenbauten überragen. Die Dreifaltigkeits-Kathedrale ist wie das Symbol von Karosta in Liepāja. Man kann die Kirche offiziell besichtigen, spannend ist sicher auch der Besuch einer Messe, aber bitte nur in angemessener Kleidung… Das Gotteshaus ist prachtvoll mit viel Goldschmuck und schönen, alten Ikonen ausgestattet.

Fassade der Nikolaus-Kathedrale in der lettischen Stadt Liepāja ist eine russisch-orthodoxe Marinekathedrale und befindet sich im Stadtteil Karosta

Das Gefängis Karosta

Wer will schon mal ein Gefängnis von innen sehen? Laut Reiserführer können Liebhaber von Sowjetnostalgie hier echt in einer Gefängniszelle übernachten, wenn man will. Samt angeschrien werden und inklusive schlechter Behandlung. Naja, wer will, der kann …
Unseres ist das nicht, deswegen fahren wir weiter.

Zwei Männer unterhalten sind in der Hafenstadt Liepāja im Westen Lettlands

Hässliche Schönheit in Liepāja

Nun gut, selbst in seiner Hässlichkeit ist Liepāja ganz schön beeindruckend.

Wo außer in China sieht man sonst eine Gruppe von mittelalterlichen Hausfrauen in knallbunten Klamotten bei der Strandgymnastik unter einer endlos langen Hafenmole mit Sturmbrechern, die Orkane abhalten sollen.

Auf dem Parkplatz, auf dem wir also lieber nicht nächtigen wollen, treffen sich junge Leute in ihren Autos und reichen sich gegenseitig durch die Fensterscheiben  Kartoffelchips Varianten.
Überhaupt ist sehr viel junges Volk unterwegs auf der Straße, nicht nur in Liepaja, das fällt mir schon während der ganzen Baltikum Tour auf. Die Mädchen tragen einen Style, den meine Großmütter ganz besonders als liederlich bezeichnet hätten. Insgesamt wirkt das alles sehr lebendig und bunt, was komplett im Gegensatz zu den tristen Plattenbauten steht.

Wir sind weiter Richtung Grenze gezogen, dort haben einen ganz tollen Platz gefunden hinter Dünen mit Meeresrauschen und Leuchtturm. Der in eine Trümmeranlage eingebettet ist. Herrlich.

Dann kommt das Abenteuer im Pape Nationalpark.

Heute sitzen wir noch vor dem Bus und trinken ein Weinchen, das schon angegoren ist.

Reisetipps und Kultur in Liepāja

Kultur: Konzerte und Film

Liepāja veranstaltet im Sommerhalbjahr attraktive Konzerte, wir haben leider nur die wirklich ansprechenden Plakat dazu gesehen. Viele der Konzerte finden sogar unter freiem Himmel statt. Dafür gibt es den Strandpark, jūrmalas parks liepāja, am westlichen Rand der Innenstadt mit einem Stadion und einer Freilichtbühne. Außerdem gibt es noch die Konzerthalle „Großer Bernstein“, hier muss aber auch alles irgendwie Bernstein sein.

Kultur: Film

Für Filmfans wird das Kino am Rosenplatz empfohlen. Es werden viele internationale Filme abgespielt, wobei es ja schon mal spannend wäre, dem lettischen Kinoprogramm beizuwohnen.

Reisetipp Auto oder Fahrrad

Mit dem Auto durch Liepāja  ist jetzt nicht der Mega Genuß, aber dennoch ziemlich easy. Parkplätze findet man genug, im Zentrum muss man fürs Parken bezahlen (z.B. an der Kungu iela oder am Rozu laukums).

Wer sein Fahrrad am Womo hat und ein wenig mehr Zeit mitbringt, kann  Liepāja  gut mit dem Velo erkunden. Es gibt aber auch einen Fahrradverleih „Blue Shock Bike“. Am besten in der Touristeninformation nachfragen.